Sophie Reyer
(Autriche, 1984)





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Biographie


Sophie (Anna) Reyer, geboren in Wien. Erscheinung der Lyrikbände “geh dichte” (EYE- Verlag 2005) sowie “binnen (miniaturen)” (Leykam 2010). Literaturförderungspreis der Stadt Graz 2007. 2008 Publikation der Romane “vertrocknete vögel” (Leykam) sowie “baby blue eyes” (Ritter). 2009 Uraufführung “Schneewittchenpsychose” im Theater in der Drachengasse. Manuskripte- Förderungspreis 2009 sowie Startstipendium des bmukk 2009. Seit 2009 Redaktionstätigkeit für die Grazer Literaturzeitschrift “Lichtungen” sowie Leitung der JugendLiteraturwerkstattGraz für 14 bis 19 jährige im Literaturhaus Graz. “Master of Arts” in Komposition/ Musiktheater 2010 sowie Diplom in “Szenisch Schreiben” bei uniT 2010. Teilnahme am Stück- für- Stücke- Lehrgang am Schauspielhaus Wien 2010. 2010 entstanden ihre Theaterexte “vogelglück” und “hundpfarrer”, die vom S. Fischer- Verlag für Theater und Medien vertreten werden. Seit 2011: Studium an der Kunsthochschule für Film und Medien in Köln. 2012: Erscheinung des Lyrikbandes “flug (spuren)” (Edition Keiper, Graz) sowie das Theaterstück “baumleberliebe” (S. Fischer- Verlag). 2013: Erscheinung Prosaband “marias. ein nekrolog” (Ritter, Klagenfurt) sowie Lyrik “die gezirpte Zeit” (Berger- Verlag). 2013: Auftragshonorar “Nah dran” für das Kindertheaterstück “Anna und der Wulian” (badische Landesbühne, Regie: Joerg Bitterich). 2013: Literaturstipendium der Stadt Graz.
www.sophiereyer.com


Poème



fukushima

es ist eine stadt, die stumm ist.
es sind weiße lappen vor den mündern, es ist eine milchhaut.
es sind pilze, die sie gezwungen werden zu essen. es ist ein
verseuchtes land.
es sind abgebundene lippen. sind lippen in laken, in leinen.
es sind kinder lippen in leichen tüchern.
es sind blutende nasen von schülern, bauchweh im unterricht.
es ist eine lüge.
es wird totgeschwiegen.
es sind verfallene wolkenkratzer.
es ist eine glücksinsel, sagt man.
es ist ein mann, der auf einem fahrrad umher fährt, seine
frau zu suchen.
es ist ein kaninchen, ohne ohren geboren.
es ist strahlen, erbrochenes, ausgestorbene straßen trümmer.
es sind gesichter von menschen, lappen vorm mund, die
schlitze der augen: schauen, schauen.
es sind großstadt gerippe.
es sind keine worte darüber.
es ist ein weißes tuch im gesicht.
es sind verbundene lippen.
es sind keine schlagzeilen mehr.
es gibt keine sprache dagegen.
es wird totgeschwiegen.

(In die gezirpte zeit)